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Teile gründlich gereinigt, geölt, eingestellt
und wieder fachmännisch zusammengesetzt.
Seitdem läuft die Uhr tadellos“,
freut sich der Uhrmacher, der vor
einigen Wochen noch einmal dem Schloss
Ritzebüttel aufs Dach stieg. Das ebenfalls
in die Jahre gekommene Schlagwerk hatte
schon längere Zeit seinen Dienst quittiert.
„Mich hat der Vorstand vom Schlossverein
angesprochen. Der Verein wollte, dass
die zur Uhr gehörenden Glocke, künftig
wieder in Ritzbüttel zu hören ist“, sagt
Klaus Zarfl. Da das Schlagwerk seit Jahr
und Tag direkt der Witterung ausgesetzt
ist, musste der Uhrmacher erst einmal
viel Dreck und Rost beseitigen, bevor er
mit der Restaurierung beginnen konnte.
„Das Wetter hatte den Teilen ganz schön
zugesetzt“, erinnert sich Zarfl, der sich
zunächst um das Räderwerk hinter dem
Ziffernblatt kümmerte. „Danach habe
ich mich drangemacht, alle beweglichen
Teile des Schiagwerkes wieder in Gang
zu bekommen. Nur gut, dass ich eine eigene
Drehbank in meiner Werkstatt habe,
denn ich musste auch ein Teil extra neu
anfertigen, damit die Glocke wieder erklingen
kann.“
Klaus Zarfl ging dabei recht gründlich zur
Sache. Auch Klettern in luftigen Höhen
war angesagt, als sich der Uhrmacher der
Schloss-Glocke näherte. Dabei entdeckte
der Österreicher folgende Prägung am
Glockenkranz: „Hans Siep goss mich zu
Hamburg anno 1597 SIT NOMEN Domini
Benedict ct.“ und „Dreinhold vs WAIRAVEN“.
„Es ist mir eine Ehre, dass ich mich um
die Uhr und das Schlagwerk kümmern
darf“, sagt Klaus Zarfl. Zurzeit steht er
mit der Stadt Cuxhaven in Verhandlungen.
Eventuell soll ein längerfristiger
Wartungsvertrag mit dem Fachmann abgeschlossen
werden.
Bei einigen Arbeiten auf dem Dachboden
in Schloss Ritzebüttel wurde Zarfl von seiner
Lebensgefährtin Alexandra Trautmann
unterstützt. „Bei manchen Tätigkeiten
braucht man hier oben einfach noch ein
zweites paar Hände. Außerdem war mir
Alexandra eine große Hilfe, die Uhrzeit
korrekt einzustellen. Sie hat sich unten
vor das Schloss gestellt und wir haben
uns gegenseitig laut zugerufen“, grinst
der Österreicher, der sich an der Nordseeküste
mittlerweile ganz zu Hause fühlt.
Gut so, denn Uhrmacher sind in Cuxhaven
rar gesät und da ist es schön zu wissen,
einen Fachmann zur Hand zu haben,
der mit historischen Uhren umzugehen
weiß.
Apropos historisch: „Ich schätze, dass das
Uhrwerk im Schloss so um das Jahr 1850
herum gefertigt wurde“, vermutet Klaus
Zarfl. Er ist froh, dass die betagte Uhr
mittlerweile über einen elektrischen Motor
verfügt. So muss nicht ständig jemand
auf den Dachboden vom Schloss klettern,
um die Gewichte der Uhr aufzuziehen.
Spaziergänger dürfen sich freuen: Das
Schlagwerk im Schloss schlägt jetzt wieder
jeweils zur halben und zur vollen
Stunde. Der schöne Klang der Glocke ist
im Schlossgarten gut zu hören. Je nach
Windrichtung hört man die Uhr auch in
der nahe gelegenen Nordersteinstraße,
Cuxhavens Einkaufszentrum.
Jens J. Potschka
„
Die Schlossuhr ist
mittlerweile wie
ein Baby für mich
“
Jetzt tickt sie wieder richtig: Klaus Zarfl hat das Uhrwerk einmal komplett auseinandergenommen, die einzelnen
Teile gründlich gereinigt, geölt, eingestellt und wieder fachmännisch zusammengesetzt.
FOTOS: POTSCHKA, ZARFL (1)