Wer Ingrid Ludwig-Meister / www.Havenkoje.de nett fragt,
kann selber mal auf der „Havenkoje“ wohnen und sie mieten.
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Gurgeln bis zum dezenten Schmatzen.
Das Geklingel von Wanten, die eine Brise
an Alumasten schlägt. Schiffsgetute und
Dieselgetucker. Das ist eine Hafenmelodie,
die man nicht vergisst.
In Deutschland haben Hausboote, meist
umgebaute Flussschiffe oder Architektur-
Wohnschiffe, immer noch Seltenheitswert.
Schätzungen gehen von ein paar Hundert
aus. Auch in Hamburg und Berlin, wo bezahlbare
Wohnungen immer rarer werden,
Wasserflächen jedoch reichlich vorhanden
sind. In Metropolen wie Amsterdam,
London oder Paris gehören Wohnschiffe
längst zum Stadtbild. Wenn es in unseren
Großstädten nur ein paar Dutzend Boote
pro Stadt gibt, liegt es vor allem an bürokratischen
Riffen, Untiefen und Sandbänken.
Wie schön,
wenn einem das Wasser
bis zum Haus steht
Tag und Tide ziehen sich mit den letzten
Möwenschreien zurück. Die „Havenkoje”
liegt jetzt auf Kielhöhe mit ihrem Nachbarn,
der „Riverloft 1”, längsseits und den
schicken Segelbooten der gut betuchten
Marina-Anwohner. Der Mond zieht auf.
Kein „leuchtendes Kreuz des Südens”, dafür
die aufflackernden Lichter der Stadt.
Die „Havenkoje” ist ein Rettungsboot aus
dem Strudel des Alltags. Hier werden
alle Sinne geweckt, die nach dem Leben
am Wasser süchtig machen: der Geruch
von Seetang, von Algen und auch nach
Schiffsdiesel, das ferne Stampfen der
Schiffsmotoren und das ewige Gezeter der
Möwen. Mit den Raben des Meeres teilt
man sich hier das Element, aus dem wir
alle geboren sind.
Ein paar Wochen oder nur ein paar Tage
am Wasser – wer einige davon auf einem
Hausboot verbracht hat, möchte keinen
von ihnen missen, und schon gar nicht
diese blauen Stunden.
Joachim Tonn