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FOTOS: POTSCHKA (1), ADELMANN
len Setzrisse und Schäden im Mauerwerk.
Bei fünf Zentimetern Sackung wirken erhebliche
Kräfte auf das ganze Schloss.“ Die
ungünstigen Umstände führten dazu, dass
sich in einigen Zimmern des Schlosses der
Stuck von der Decke gelöst hat. In etlichen
Ecken ist das Mauerwerk abgerutscht. Ziegelsteine
sind gesprungen und die darüber
liegenden Farbfassungen haben entsprechend
gelitten.
„Es war jetzt einfach an der Zeit, etwas zu
unternehmen“, sagt Klausdieter Moldenhauer,
der in seiner ersten Arbeitsphase in
Cuxhaven schon etliche Schäden wieder beseitigt
hat. „Zunächst habe ich gedacht, ich
finde hier eine einfache Restaurierung vor,
doch dem war nicht so. Ich wollte den optischen
Zustand von damals wiederherstellen,
doch mit leichter Kosmetik war es nicht
getan. Wegen der Setzschäden musste ich
richtig ins Mauerwerk eingreifen. Einzelne
Ziegelsteine waren aufgesprungen und das
bis nach außen hin. Die Risse habe ich natürlich
aufgemacht und mit Spezialmitteln
wieder verfestigt“, beschreibt Klausdieter
Moldenhauer seinen Einsatz für das historische
Gemäuer. „Jetzt kann ich die Garantie
geben, dass das wieder eine Zeit lang hält.
Ich rate allerdings dazu, dass ein Gutachter
sich einmal das Eichenständerwerk im
Bodenbereich genauer anschaut und noch
einmal untersucht.“
Nach diesen ersten wichtigen Arbeiten
wendete sich der Restaurator den Feinheiten
zu: Mithilfe eines Wärmespachtels, der
in der Gemäldemalerei Verwendung findet,
schob er zum Beispiel verrutschte Glasseide
(eine Art Tapete) wieder an die ursprünglichen
Stellen an der Wand zurück. Auch
beschädigten Stuck ersetzte Moldenhauer,
der im Schloss an einigen Stellen auch das
Blattgold erneuerte. Das realisierte er zum
Teil mit einer Art Abroller – einem Gerät
mit dem er das platt gewalzte Gold in verschiedenen
Strichstärken auf Wände beziehungsweise
auf die Decke aufbringen
konnte.
Eine besondere Herausforderung war für
Klausdieter Moldernhauer ein beschädigtes
Fensterbrett. „Da habe ich ein wenig
tricksen müssen“, grinst der Restaurator,
der die Fensterbank so bemalt hat, dass es
so aussieht, als sei sie von einer Furnierkante
eingefasst. Dabei ist diese Illusion. Doch
dem Besucher wird dieses Detail sicherlich
nicht gleich auffallen.
Einen Großteil der Arbeiten erledigt der Restaurator
über Kopf. Das ist anstrengend.
Trotzdem merkt man Moldenhauer auch
mit 70 Jahren seine Profession an. Die
Verzierungen an den Decken und Wänden
zeichnet er zumeist aus freier Hand. Den
erhöhten Schwierigkeitsgrad – er muss den
Schwung nachempfinden, mit dem sein Vorgänger
die Zeichnung auf die Decke aufgebracht
hat – nimmt Moldenhauer ohne Probleme.
Die Amtmann-Wohnung im Schloss
sieht nach den Wochen der Restaurierung
schon wieder ganz prächtig aus. Wenn die
nächsten Hochzeitspaare kommen und die
Kameras klicken, dann sind auf den Bildern
keine Schäden mehr zu sehen.
In diesem Herbst wird Klausdieter Moldenhauer
noch einmal nach Cuxhaven kommen.
Es gibt im Schloss noch eine Menge zu tun.
Der Restaurator, der mit dem Schloss seit
der Sanierung vor 25 Jahren bestens vertraut
ist, ist im Ostseebad Binz zuhause. Er
bewohnt dort eine Wohnung im ehemaligen
„Koloss von Prora“. Allein auf Rügen
hat Moldenhauer 35 Häuser aus der Gründerzeit
restauriert. Auch das Schloss Ralswiek,
das Residenzschloss Arolsen in Nordhessen
sowie die weißrussische Botschaft
in Moskau waren Bauten, bei denen der
weit gereiste Fachmann seine geschickten
Finger mit im Spiel hatte. Nach Cuxhaven
kommt er nach eigenem Bekunden gern
wieder zurück.
Jens J. Potschka
erneuerte Stuckverzierungen und brachte an einigen Stellen neues Blattgold auf.