Page 33

VB_Hemmoor-Magazin-Dez2013

VEREINE UND VERBÄNDE Trialog 4 Animals Der Verein Trialog 4 Animals stellt sich vor Heute in aller Mund: Tierschutz, auch von "Nutztieren" und Förderung HEMMOOR MAGAZIN 15 / 2013 33 einer vegetarischen und veganen Lebensweise. Der Internationale Verein Trialog 4 Animals (TriAni) - zur Förderung des interkulturellen und interreligiösen Tierschutzes und Tierrechts e.V., dessen Gemeinnützigkeit anerkannt worden ist, widmet sich diesen Zielen, indem er an die kulturellen Traditionen des Tierschutzes erinnert. Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass die Schöpfungsberichte keineswegs eine Ausbeutung von Natur- und Tierwelt erlauben, sondern den Menschen als Hüter der Tiere und der Erde einsetzen und ursprünglich eine vegetarische und vegane Lebensweise fordern. Während dieses Wissen im Christentum weitgehend verloren gegangen ist, blieb es in der jüdischen Tradition präsent als Verbot der Tierquälerei (Tza`ar Baalei Chayim). In den Quellentexten des christlichen Abendlandes, den Fünf Büchern Mose, d.h. der jüdischen Tora, ist von "Mensch und Tier" (Adam u behema) als Partner die Rede, die ein Schicksal teilen. Mit Ausnahme weniger christlicher Persönlichkeiten wie Franz von Assisi und Hieronymos, die Tiere als leidensfähige Lebewesen anerkannten, ist dies weitgehend vergessen worden. Der Philosoph René Descartes plädierte sogar dafür, die Tiere als Automaten ohne Seele und Schmerzempfinden zu behandeln und öffnete damit die Schleusen zur modernen Intensivtierzucht und Tierversuchsforschung. Anders als im Christentum galten Tiere im Judentum von alters her als beseelte Lebewesen mit Empfindungen und dem Recht auf ein unversehrtes Leben; Kastration und Jagd sind verboten, weil sie dem Tier Angst, Schmerz und Leid bereiten. Der Mensch ist als Hüter der Erde (Schomer ha Adama) eingesetzt, um die Unversehrtheit der Welt (Tikkun Olam) zu schützen. Auch der Islam erkennt im Tier ein Geschöpf, das nicht gequält werden darf. Die Speisegesetze (Kaschrut) schränken den Verzehr von Fleisch ein. Heute ist der Blick weitgehend auf die Frage des Schlachtens eingeengt. Doch die jüdische Schechita, das "Schächten", war ursprünglich als schonende Schlachtmethode entwickelt worden. Obwohl Israel nach Indien das Land mit der weltweit größten Verbreitung der vegetarischen Lebensweise ist, hält die jüdische Gemeinschaft an der betäubungslosen Schlachtmethode fest, da sie in ihr eine schonende Methode des Schlachtens erkennt und sich nach dem Holocaust gegen den jahrhundertelangen Antijudaismus und Antisemitismus zur Wehr setzen will, der Pogrome mit der Ritualmordlegende begründete und in den Zeiten des rassistischen Judenhasses Juden als Tierquäler verunglimpfte und die Tierliebe als eine germanische und arische Tugend pries. Dies obwohl Tierschutz und Tierrechts zu den Grundlehren des Judentums gehört und Juden weltweit Pioniere der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung sind. Heute kollidieren die Schlachtmethoden der Juden und Muslime mit dem Tierschutz. All dies zeigt, wie wichtig der Dialog und Trialog auch im Tierschutz ist. Angesichts des hohen Anteils von Fehlbetäubungen beim konventionellen Schlachten erscheinen die Reaktionen vieler Tierschützer auf das rituelle Schlachten zwar als heftig, beziehen sich jedoch auf die Tatsache, dass immer mehr Tiere ohne Betäubung geschlachtet werden, da der Anteil muslimisch-geschlachteter (Halal) Tiere weltweit eine hohe Wachstumsrate hat (jährlich bis zu 17 %). Ob für das betäubungslose Schlachten teure Spezialanlagen gebaut werden oder nicht, ist also auch ein Kostenfaktor. Daher gilt es, für alle Kulturen verbindliche ethische Standards durchzusetzen und die Herkunft des Fleisches zu kennzeichnen, damit die Verbraucher wissen, ob sie betäubungslos geschlachtetes Fleisch kaufen; durch die strengere Fleischbeschau gelangt geschächtetes Fleisch in den allgemeinen Handel. Wichtig ist die Frage, unter welchen Bedingungen die Tiere leben und wie sie zum Schlachthof transportiert werden. Tierschutzwidrige Traditionen, die oft gar nichts mit der eigentlichen Kultur und Religion zu tun haben, genannt sei der Stierkampf, das Opfern von "Sündenböcken" oder das Brauchtum des Opferfestes, bei dem jeder Mann ab 14 Jahren schlachten soll, damit das Fleisch der Tiere als Zeichen der Wohltätigkeit an Arme verschenkt werden kann, sollten abgeschafft werden. Um dies zu begründen reicht es oft, sich mit den Quellentexten auseinanderzusetzen. "Es ist immer wieder überraschend, wie tierethisch und fortschrittlich in den alten Texten argumentiert wird", betont Dr. Hanna Rheinz, die Vorsitzende des Vereins und Gründerin der "Initiative Jüdischer Tierschutz", die unlängst mit dem Tier-Trio des Vereins "TriAni", zwei Pferden und einem Esel, aus Bayern in den Norden zog. Der Verein bietet Vorträge und Informationen an über die vielen Facetten des Themas Tiere in den Kulturen und Religionen, Kunst und Literatur sowie praktischen Umgang mit (Groß-)Tieren. Näheres unter www.trialog4animals.eu und www.tierimjudentum.de sowie E-Mail HannaRheinz@aol.com. Hanna Rheinz Lesen Sie täglich die


VB_Hemmoor-Magazin-Dez2013
To see the actual publication please follow the link above